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Der Bund hat es unterlassen, so das Verwaltungsgericht Göttingen, nach Ende des kalten Krieges ein Konversionsgesetz zu erlassen, dass in Ausnahme des §35 Baugesetzbuch den Erhalt derartiger Anlagen des kalten Krieges ermögliche. Ohne derartiges Sonderrecht müsse aufgrund des hervorragenden Bedürfnisses nach Freihaltung des Außenbereiches von funktionsfremden Bauten das allgemeine Baurecht Geltung beanspruchen. Danach ist der Abriss des Stöberhais unabhängig von den Kosten zwingend geboten, solange es keine rechtskonforme Nachnutzung gibt.
Sicherlich könnte man den Investor mal machen lassen, der (insolvenzunfähige) Bund wäre den Stöberhai dann los. Was ist aber, wenn der Private dann insolvent wird? Dann hätte der Landkreis, der sich bekanntlich an die Gesetze zu halten hat, ein Multi-Millionen Euro Problem, und dazu sage ich als Kreistagsabgeordneter, der die Interessen der Kreiseinwohner zu vertreten hat und der den Kreishaushalt kennt: Nein und abermals Nein!
Sicherlich muss man die Abrisskosten auch ins Verhältnis zu dem militärischen Wert setzen, den die jahrzehntelange Nutzung dieser Anlage hatte. So werden etwa für die deutschen Kernkraftwerke während des Betriebes Rückstellungen gebildet für deren Beseitigung nach Auslaufen der Nutzung, insgesamt viele Milliarden Euro. Oder will Frau M. die Kernkraftwerke dann auch stehen lassen, um Kindergärten oder Umgehungsstraßen zu bauen?
Schon die Überschrift: "Turm muss und wird fallen" sei bezeichnend, so ein anderer Leser am 30. Juli: "So hören wir es schon seit Jahren. Der mündige Bürger hat gefälligst zu schweigen und seine Steuern und Abgaben zu zahlen. Wo es lang geht, bestimmen die politischen Parteien". Nach den Maßstäben in diesem Leserbrief müsse man dann noch viel mehr abreißen, z. B. das ausgediente Krankenhaus in Osterode. Es folgten diverse andere Stellungnahmen, auch auf Parteiversammlungen, auch persönliche Mitteilungen. So hätten die Ehemaligen des Fernmeldesektors C den Turm gern als Erinnerung stehenlassen, in Wieda wurde touristisches Potential vermutet, der Turm sei als Wahrzeichen der Gemeinde zu erhalten. Am 30. Juli teilte laut einem Bericht der Lokalpresse der CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises bei einer Zusammenkunft mit Christian Wulff mit, dass nach einer Koordinierungssitzung mit anderen CDU-Kandidaten für Bundestag und Landtag aus der Region das Ziel ausgegeben worden sei: "Keinen Euro für den Abriss des Stöberhai-Turms". Die Kreisvorsitzende der CDU wurde im gleichen Artikel mit der Aussage zitiert, "die Leute hier gingen nicht mehr zur Wahl, wenn 6 Millionen Euro für einen Turmabriss ausgegeben werden, während für andere wichtige Vorhaben in der Region das Geld fehle".
Ach ja, und ein Gedanke durfte auch nicht fehlen: "Wer hat etwas vom Abriss?" fragte ein Leserbriefschreiber am 1. August. "Wir leben ja heute in einer Zeit, in der wir jeden Tag aus der Zeitung erfahren, welcher Schmiergeld-Politiker oder Schmiergeld-Beamter sich für irgendwelche Sachen stark gemacht haben, um hiermit sein Privat-Konto auszupolstern". Ob hier wirklich nur Abrissfirmen profitieren würden, oder ob nicht doch "Schmiergeld schwarz oder als Beraterhonorar in die Westentasche" fließen würde? (Bemerkenswert ist nicht, so etwas zu schreiben. Bemerkenswert ist, so etwas zu veröffentlichen: Der betreffende Beamte und der Politiker waren so eindeutig öffentlich positioniert, dass man genausogut die Namen hätte schreiben können.)
Am 2. August 2002 schließlich bezweifelte der Kreis in der Lokalpresse die Höhe der Abrisskosten. "Für den Landkreis Osterode am Harz stellt sich die Frage, ob die Abrisskosten nicht vielleicht bewusst etwas "großzügig" und damit abschreckend berechnet worden sind", so der Erste Kreisrat Gero Geißlreiter. So "habe die Kostenschätzung des "Staatlichen Baumanagements Harz" vom 31. Juli 2001 für den Stöberhai-Turm auf rund 2,6 Mio. Euro gelautet", für den Abriss des "Schalke"-Turms von vergleichbarer baulicher Struktur seien laut Braunschweiger Zeitung vom 10. Januar 2002 vom Bundesvermögensamt Kosten in Höhe von "mit mehr als einer Million Euro" genannt worden.
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