FWG Osterode am Harz Politik für Stadt und Landkreis - Daten, Fakten, Konzepte. |
Ich möchte im folgenden am Beispiel der Grundschule des Osteroder Ortsteils Dorste in Osterode den Ablauf schildern, der letztlich zur Schließung geführt hat und dabei deutlich machen, welche Fehler gemacht wurden und wie sich diese vermeiden lassen. Im Kern geht es dabei darum, den Mut zu haben, das Richtige auch gegen Widerstände durchsetzen zu wollen - nur so lässt sich die erforderliche Transparenz herstellen, um Akzeptanz zu schaffen. Genau dies war und ist immer die Position der FWG im Stadtrat Osterode.
"Die Grundschule Dorste wird in den nächsten zwei Schuljahren nur mit kombinierten Eingangsklassen zu führen sein", heißt es in der Vorlage, "die Interessenlage der Erziehungsberechtigten in Dorste ist trotzdem eindeutig auf den Erhalt der Schule in der Ortschaft gerichtet". Um einerseits diese Interessenlage zu berücksichtigen, sich jedoch andererseits "alle" Möglichkeiten offenzuhalten, werde diese Lösung vorgeschlagen, die zudem zusätzlichen Schülertransport vermeide. Im Übrigen gehe die Schulleiterin der Dorster Grundschule zum Ende des Schuljahres 2005/2006 in den Ruhestand.
Wie die Interessenlage der (knapp 60) "Dorster Erziehungsberechtigten" ermittelt wurde, blieb dem Rat ein Geheimnis - bekannt wurde allerdings, dass in Dorste (1650 Einwohner) 1000 Unterschriften für den Erhalt der Schule gesammelt worden waren (ich als Ratsherr habe diese Unterschriften nie gesehen, aber davon gehört). Offenbar hatte dort jemand schon mal die Meinung erkundet, wer und wie auch immer, und die 1000 Unterschriften artikulierten sicherlich mehr die Interessen der wahlberechtigten Dorfbevölkerung als die der Schüler und ihrer Eltern. Eine saubere Diskussion mit Pro und Kontra sieht anders aus. Scheinbar schien dieser Beschlussvorschlag garnichts verändern zu wollen, beide Schulen sollten ja erhalten bleiben, nur eben in einer anderen Organisationsform. Tatsächlich jedoch war damit der Schule die Möglichkeit eröffnet, im Zuge innerorganisatorischer Maßnahmen im Extremfall beispielsweise durch Beschulung sämtlicher Schüler am Hauptstandort die Außenstelle faktisch schließen zu können. Dem Rat wäre danach nur noch der formale Beschluss geblieben, die dann bereits leerstehende Außenstelle auch formal aufzulösen.
Als Ergebnis dieser Meinungsbildung trug ich dann in der Ratssitzung am 27. Januar 2005 meine Position zur Zusammenlegung vor. Dabei beantragte ich, die Schule in Dorste aufzulösen und die Zusammenlegung in Förste zu machen und begründete dies sorgfältig und detailliert, insbesondere ging ich in dieser Rede auch auf die Frage ein, ob man kleine Schulen mittels der Einrichtung kombinierter (jahrgangsübergreifender) Klassen erhalten sollte oder nicht. Das Redemanuskript zur Zusammenfassung der Grundschule Dorste und Förste u. a. auch mit den Schülerzahlen und deren zeitlicher Entwicklung war damals eines der meistgelesenen Manuskripte dieser Website. Mit diesem Antrag blieb die FWG im Rat allein, ich stimmte sodann der nächstschlechteren Lösung, der Zusammenlegung mit Außenstelle, zu. Ich jedenfalls wolle mich meiner Verantwortung als Ratsherr stellen und die Dinge nicht auf andere delegieren. "Es bleibt abzuwarten, ob diese Außenstellenlösung mit der Schulbehörde überhaupt möglich ist", artikulierte ich meine rechtlichen Bedenken.
Über beide Anträge wurde zunächst in den Ortsräten in Dorste und Förste beraten, die Empfehlungen fielen einstimmig und erwartungsgemäß gegensätzlich aus. Der Schulausschuss am 16. April lehnte den Dorster Antrag mit großer Mehrheit ab, der FWG-Antrag auf Schließung der Außenstelle Dorste wurde sodann auf Antrag der CDU gegen das Votum der SPD (aber mit der Stimme ihres Fraktionsvorsitzenden!) vertagt: das Kollegium sollte also entscheiden. Ich bezeichnete dies in der Presse als Armutszeugnis (es wurde von einem freien Mitarbeiter berichtet) und habe daraufhin so massiv Zustimmung erhalten wie selten zuvor. Am 26. April 2007 wurde dann im Rat -Vertagung im Fachausschuss hin, Vertagung her - doch entschieden. Der Fraktionsvorsitzende der SPD schien dabei wie entfesselt zu sein und hielt ein flammendes Plädoyer pro FWG Antrag - auch bei ihm schien das verheerende Echo aus der Bevölkerung angekommen zu sein. Der Dorster Antrag wurde mit großer Mehrheit ablehnt, der FWG Antrag wurde mehrheitlich (gegen acht Stimmen der CDU und der Grünen) angenommen.
Ich hoffe zuversichtlich, dass aus dem dargestellten Ablauf der Ereignisse Lehren gezogen würden. Dass die gefundene Lösung hervorragend funktioniert, und die Eltern aus Dorste mit zu den engagiertesten Elternvertretern zählen, dass einem das Herz aufgeht bei einer Grundschule, die mit Leben erfüllt ist, daran habe ich von Anfang an nicht gezweifelt. Dass die Dorster Schule mittlerweile von einem Gewerbebetrieb genutzt wird, dieser glückliche Umstand war allerdings nicht abzusehen. Ohnehin stellt sich die Frage nach der Nachnutzung erst ganz zum Schluss, und darf angesichts der Bedeutung optimaler Schulausbildung auch niemals entscheidungsrelevant sein.
Vorher hatten die im Stadtrat vertretenen Parteien unisono Zustimmung zur Aufhebung der beiden Grundschulen signalisiert, der Verwaltungsausschuss hatte am 8. 7. 2008 die Verwaltung beauftragt, einen entsprechenden Beschlussvorschlag zu fertigen. Nachdem in der Folge erheblicher "Gegenwind" insbesondere aus Schwiegershausen aufkam, stimmte der Rat allerdings in der Ratssitzung vom 6. 11. 2008 gegen diesen Beschlussvorschlag; die Schulen sollten also bis auf Weiteres erhalten bleiben. Zwischenzeitlich war es zu einer drastischen Änderung der Schülerzahlen in Lerbach nach oben gekommen, die FWG schloss sich im Fall Lerbach dem auch an. Im Fall Schwiegershausen allerdings waren die Zahlen praktisch unverändert, auch angesichts der Perspektive einer starken Grundschule in Dreilinden (nach Zusammenfassung mit Schwiegershausen), aber auch angesichts des massiven Investitionsbedarfs in Schwiegershausen für voraussichtlich nur noch wenige Jahre stimmte die FWG der Aufhebung der GS Schwiegershausen zum Schuljahr 2009/2010 zu, blieb damit allerdings allein. Die Begründung für unser Abstimmungsverhalten findet sich im Redemanuskript der FWG im Rat zur Aufhebung der Grundschulen Lerbach und Schwiegershausen.
Beschlossen wurde in der Ratsitzung dann in einer auf Antrag der SPD geheimen Abstimmung, einen Gerüstkletterturm zu errichten (veranschlagte Kosten: 16 000 Euro), die erste Etage nicht zu sperren, und der Bürgerinitiative Zeit zu geben, die Schule in freier Trägerschaft zu erhalten. Auf Anregung der CDU sollen diese Bemühungen von der Stadt fachlich begleitet werden.
Der Antrag der FWG, die Schule umgehend zu schließen und endlich eine starke Grundschule am Standort Dreilinden zu schaffen, den Dr. Wegener engagiert begründete und in dem er auch auf die Erfolgsaussichten einer freier Trägerschaft einging ("Zur Aufhebung der Grundschule Schwiegershauen - Vertagung de Luxe"), wurde bei einer Pro-Stimme der FWG in einer wohl unnachahmlichen Mischung von Populismus, Inkompetenz und Mutlosigkeit einmütig vom Stadtrat abgelehnt. Der Ortsbürgermeister von Schwiegershausen und die Grünen im Stadtrat hatte vorher sogar einen Weiterbetrieb der Schwiegershäuser Schule bis 2012 beantragt.
Auch im Schuljahr 2009/2010 wurden daher zwei halbleere Schulen in Dreilinden und Schwiegershausen betrieben. Nachdem die Bemühungen der Bürgerinitiative, einen freien Träger zu suchen, erfolglos blieben, wurde die Grundschule Schwiegershausen zum Schuljahr 2010/2011 geschlossen, seitdem werden die Kinder aus Schwiegershausen in Dreilinden beschult.
Stand: Oktober 2011
Schuljahr | 1. Klasse | 2. Klasse | 3. Klasse | 4. Klasse | Summe |
---|---|---|---|---|---|
2008/2009 | 31 | 48 | 41 | 35 | 155 |
2009/2010 | 45 | 30 | 47 | 38 | 160 |
2010/2011 | 35 | 45 | 31 | 47 | 158 |
2011/2012 | 26 | 35 | 45 | 31 | 137 |
2012/2013 | 36 | 26 | 35 | 45 | 142 |
2013/2014 | 24 | 36 | 26 | 35 | 121 |
2014/2015 | 32 | 24 | 36 | 26 | 118 |
2015/2016 | 25 | 32 | 24 | 36 | 117 |
2016/2017 | 24 | 25 | 32 | 24 | 105 |
2017/2018 | 28 | 24 | 25 | 32 | 109 |
Schülerzahlen an der Grundschule Sösetal (12 AUR)
Schuljahr | 1. Klasse | 2. Klasse | 3. Klasse | 4. Klasse | Summe |
---|---|---|---|---|---|
2008/2009 | 36 | 40 | 45 | 37 | 158 |
2009/2010 | 47 | 40 | 41 | 51 | 179 |
2010/2011 | 31 | 44 | 36 | 41 | 152 |
2011/2012 | 49 | 31 | 44 | 36 | 160 |
2012/2013 | 45 | 49 | 31 | 44 | 169 |
2013/2014 | 38 | 45 | 49 | 31 | 163 |
2014/2015 | 49 | 38 | 45 | 49 | 181 |
2015/2016 | 30 | 49 | 38 | 45 | 162 |
2016/2017 | 27 | 30 | 49 | 38 | 144 |
2017/2018 | 36 | 27 | 30 | 49 | 142 |
Schülerzahlen an der offenen Ganztagsschule Am Jacobitor (13 AUR, davon einer für Schulkindergarten)
Schuljahr | 1. Klasse | 2. Klasse | 3. Klasse | 4. Klasse | Summe |
---|---|---|---|---|---|
2008/2009 | 41 | 34 | 38 | 39 | 152 |
2009/2010 | 40 | 38 | 37 | 32 | 147 |
2010/2011 | 42 | 40 | 38 | 37 | 157 |
2010/2011 | 41 | 41 | 34 | 42 | 158 |
2011/2012 | 49 | 41 | 41 | 34 | 165 |
2012/2013 | 37 | 49 | 41 | 41 | 168 |
2013/2014 | 51 | 37 | 49 | 41 | 178 |
2014/2015 | 36 | 51 | 37 | 49 | 173 |
2015/2016 | 39 | 36 | 51 | 37 | 163 |
2016/2017 | 37 | 39 | 36 | 51 | 163 |
2017/2018 | 43 | 37 | 39 | 36 | 155 |
Schülerzahlen an der offenen Ganztagsschule Röddenberg (12 AUR)
Schuljahr | 1. Klasse | 2. Klasse | 3. Klasse | 4. Klasse | Summe |
---|---|---|---|---|---|
2008/2009 | 16 | 20 | 24 | 28 | 88 |
2009/2010 | 25 | 16 | 24 | 25 | 90 |
2010/2011 | 26 | 40 | 41 | 41 | 148 |
2011/2012 | 33 | 26 | 40 | 41 | 140 |
2012/2013 | 30 | 33 | 26 | 40 | 129 |
2013/2014 | 27 | 30 | 33 | 26 | 116 |
2014/2015 | 20 | 27 | 30 | 33 | 110 |
2015/2016 | 25 | 20 | 27 | 30 | 102 |
2016/2017 | 24 | 25 | 20 | 27 | 96 |
2017/2018 | 21 | 24 | 25 | 20 | 90 |
Schülerzahlen an der offenen Ganztagsschule Dreilinden (8 AUR, einer davon dauernd als Kunst- und Werkraum genutzt)
(Ab Schuljahr 2009/2010 offene Ganztagsschule, ab Schuljahr 2010/2011 Zusammenfassung mit Grundschule Schwiegershausen)Schuljahr | 1. Klasse | 2. Klasse | 3. Klasse | 4. Klasse | Summe |
---|---|---|---|---|---|
2008/2009 | 30 | 20 | 37 | 33 | 120 |
2009/2010 | 22 | 30 | 19 | 36 | 107 |
2010/2011 | 20 | 27 | 24 | 19 | 90 |
2011/2012 | 16 | 20 | 27 | 24 | 87 |
2012/2013 | 20 | 16 | 20 | 27 | 83 |
2013/2014 | 15 | 20 | 16 | 20 | 71 |
2014/2015 | 16 | 15 | 20 | 16 | 67 |
2015/2016 | 22 | 16 | 15 | 20 | 73 |
2016/2017 | 22 | 22 | 16 | 15 | 75 |
2017/2018 | 21 | 22 | 22 | 16 | 81 |
Schülerzahlen an der Grundschule Lasfelde (9 AUR)
Schuljahr | 1. Klasse | 2. Klasse | 3. Klasse | 4. Klasse | Summe |
---|---|---|---|---|---|
2008/2009 | 22 | 26 | 19 | 16 | 83 |
2009/2010 | 14 | 22 | 20 | 18 | 74 |
Schülerzahlen an der Grundschule Schwiegershausen (4 AUR)
(Ab Schuljahr 2010/2011 Auflösung und Zusammenfassung mit offener Ganztagsschule Dreilinden gemäß Ratsbeschluss vom 28. Mai 2009 mit am 22. Juni 2009 erteilter Zustimmung der LandesschulbehördeSchuljahr | 1. Klasse | 2. Klasse | 3. Klasse | 4. Klasse | Summe |
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2008/2009 | 11 | 9 | 24 | 10 | 54 |
2009/2010 | 18 | 12 | 7 | 23 | 60 |
2010/2011 | 13 | 17 | 8 | 6 | 44 |
2011/2012 | 9 | 13 | 12 | 7 | 41 |
2012/2013 | 12 | 9 | 13 | 12 | 46 |
2013/2014 | 14 | 12 | 9 | 13 | 48 |
2014/2015 | 18 | 14 | 12 | 9 | 53 |
2015/2016 | 16 | 18 | 14 | 12 | 60 |
2016/2017 | 18 | 16 | 18 | 14 | 66 |
2017/2018 | 17 | 18 | 16 | 18 | 69 |
Schülerzahlen an der Grundschule Am Schwarzenberg (Lerbach) (6 AUR)
(Gemäß einem Runderlass des MK zur Klassenbildung an den allgemein bildenden Schulen müssen kombinierte Klassen in Grundschulen gebildet werden, wenn in zwei oder mehreren aufeinander folgenden Schuljahren nur maximal die Schülerzahl von 26 Schülern erreicht wird. Die Schüler der in der Tabelle rot unterlegten Klassen werden daher gemeinsam in einer Klasse unterrichtet)Anmerkung der Redaktion: Ihre Meinung (Leserbrief) interessiert uns, für Hinweise sind wir dankbar. Die Druckversion dieses Artikels enthält weitere Kontaktmöglichkeiten.
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