Errichtung von Mobilfunk-Basisstationen in der Nähe einer Schule
Dr. Wolfgang Wegener (FWG) im Bauausschuss der Stadt Osterode am Harz (Redemanuskript)
Für guten Empfang in allen Mobilfunk - Netzen
Anrede,
die heute zu diskutierende Frage hat zu
heftigen Diskussionen in Teilen der
Bevölkerung geführt. Soll die Stadt in der Nähe der Grundschule Röddenberg Flächen an einen Mobilfunkbetreiber verpachten, damit dieser
dort die GSM- und UMTS -Versorgung der Stadt aufbauen kann; ist dies gefährlich für die Gesundheit der
Einwohner?
Deutliche Kritik an Öffentlichkeitsarbeit der Stadt
Bis zum
heutigen Tage gibt es keinerlei Presseinformation seitens der Stadt, um den seit etwa zwei Monate lang
öffentlich diskutierten Befürchtungen zu begegnen. Mittlerweile fragen sich viele Menschen in Osterode, ob da
nicht vielleicht tatsächlich eine Gefahr besteht. Wozu, frage ich, gibt es Pressemitteilungen, wozu hat die Stadt
eine eigene Internet-Seite? Ich begrüße daher diese Sitzung, und werde im Anschluss an diese
Sitzung eine umfangreiche Stellungnahme ins Internet und in den Schaukasten der FWG am Harzer Hof stellen.
Rechtlich keinerlei Abwehrmöglichkeiten
Die Rechtslage ist völlig eindeutig, die Stadt
hat keinerlei Abwehrmöglichkeiten gegen Mobilfunksendemasten aus Gründen der
Gesundheitsvorsorge, sofern die Vorschriften eingehalten werden. Ich zitiere dazu einen Satz aus einer
Infobroschüre des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DSTGB) mit dem Titel "Mobilfunk und Kommunen".
Zitat:" Kann der Mobilfunkbetreiber die Standortbescheinigung der in Rede stehenden Mobilfunkanlage
vorweisen, hat die Kommune keine Möglichkeit, aus Gründen des (Gesundheits)Schutzes der Bevölkerung die
Aufstellung eines Sendemastes zu untersagen. Auch in der Rechtsprechung wird ohne Ausnahme die
Auffassung vertreten, dass bei Einhaltung des Sicherheitsabstandes - wie sie von der RegTP
(Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post) bescheinigt wird - keine Gesundheitsgefährdung zu
befürchten ist. Klagen haben daher keine Aussicht auf Erfolg". Dieses Zitat bezieht sich im wesentlichen auf
ein Urteil des BVerfG vom 17. 2. 1997.
Keinerlei Anlass zur Sorge
Bei derartigen Bescheinigungen
der RegTP wird im wesentlichen geprüft, ob die in der 26. Verordnung zum BImSchG normierten Grenz- und
Vorsorgewerte eingehalten werden. Es wird weiterhin intensiv auf nationaler und internationaler Ebene
geforscht, heißt es, und sollte sich dabei herausstellen, dass die Grenzwerte abgesenkt werden müssen,
erlöschen diese Bescheinigungen der RegTP. Ich gehöre sicher nicht zu denjenigen, die blind der
Bundesregierung trauen, die für diese Grenz- und Vorsorgewerte zuständig ist. Aber gibt es dort nicht einen
Koalitionspartner, der sich hohen ökologischen Sachverstand zuspricht? (Anmerkung: Nicht verlesen, da
Hinweis auf Umweltminister Trittin bereits von anderer Seite erfolgte). Und ist es nicht wirklich plausibel, wenn
gesagt wird, dass von diesen Sendemasten keine Gefährdung ausgeht? Wir haben im Haushalt eine
Vielzahl von anderen Quellen elektromagnetischer Wellen - Mikrowelle, Fernseher, Computer - mit denen wir
seit vielen Jahren leben. Jeder kann aus eigener Anschauung beurteilen, ob er davon beeinträchtigt wurde.
Für mich verneine ich dies. Bei der Kommunikation mittels Handy gibt es zwei Sender: Einer befindet sich am
Sendemast und der ist weit weg, ein anderer ist das Handy, und das hält man direkt an den Kopf. Wenn die
Sender an den Sendemasten gefährlich sind, müsste dies nicht in ungleich höherem Maße auf die Handys
zutreffen, da doch die Sendeleistung vergleichbar ist? So beträgt die maximale Sendeleistung beim
UMTS-Sender 20 Watt, bei D-Netz Handy 2 Watt, beim E-Netz Handy 1 Watt. Es gibt in der Bundesrepublik
Deutschland 60 Millionen Handys, jährlich werden Milliarden von Telefonaten übers Handy geführt. Ist denn
da auch nur ein einziger Fall bekannt, bei dem die von Handys ausgehenden elektromagnetischen Wellen
nachweislich zu Gesundheitsbeeinträchtigungen geführt hätten? (Anmerkung: Dem Vertreter von T-Mobile
war kein einziger Fall bekannt. Er bat um Beispiele, um denen nachgehen zu können). Für Besitzer von
Herzschrittmachern - insbesondere von älteren, nicht abgeschirmten Modellen -wird empfohlen, das Handy in
mindestens 25 cm Entfernung vom Herzschrittmacher zu halten. Dies hat aber nichts mit den Sendemasten
nichts zu tun, die klettert man ja nicht hoch. Aus alledem ziehe ich den Schluss: Bei Errichtung eines
Mobilfunksendemastes und vorliegender Bescheinigung der RegTP besteht nach gegenwärtigem
Kenntnisstand kein Anlass zur Sorge.
Standorte für Mobilfunksendemasten alternativlos
Gibt es
Alternativen zu den nun vorgesehenen Standorten? Die Vorstellung, je weiter weg die Sendemasten, desto
geringer die Beeinträchtigung, ist falsch, denn am Ort des Handys wird eine bestimmte Mindestfeldstärke
benötigt, und das Handy muss auch in der Lage sein, den Sendemast zu erreichen. Die Sendemasten weiter
weg zu bauen bewirkt das Gegenteil dessen, was wünschenswert ist, es führt zu höheren, nicht zu
niedrigeren Sendeleistungen. Gerade um dem Wunsch der Bevölkerung nach niedrigen Sendeleistungen
sowohl auf Handy- als auch auf Sendemastseite nachzukommen, ist ja vorgesehen - und das kostet auch viel
Geld, die Sendemasten im Abstand von 600 m zu errichten, jeder Handybenutzer hat somit in 300 m
Entfernung einen Sendemast. Es leuchtet mir ein, dass dann natürlich auch in Wohngebieten Sendemasten
errichtet werden müssen. Die Alternative in Osterode lautet daher nicht: Sendemast auf die Gipsklippe oder
an den Röddenbergstandort, die wahre Alternative lautet: Den Sendemast an den vorgesehenen Standort am
Röddenberg (oder in unmittelbarer Nähe davon) oder gar keine UMTS-Versorgung in Osterode.
Klare Zustimmung der FWG - Fraktion zu Mobilfunksendemasten
Osterode kann sich nach meiner Auffassung glücklich schätzen, dass ein Mobilfunkbetreiber sich
entschlossen hat, in unserer kleinen Stadt jetzt schon diese Technik aufzubauen - wir verdanken dies der
hohen Industriedichte in der Kernstadt. Nach dem Lizenzvertrag mit dem Bund sind die Betreiber verpflichtet,
bis 2003 25% der Bevölkerung mit UMTS zu versorgen, die Hälfte davon in den 430 größten Städten. Bis
2005 soll dies für 50 % der Bevölkerung erfolgt sein, danach wird entschieden, ob ein weiterer Ausbau erfolgt.
Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren Städte unter 30 000 Einwohnern nicht erfasst werden,
heißt es in der Info-Broschüre des DSTGB, und wenn nach 2005 gegen einen weiteren Ausbau des Netzes
entschieden werden sollte, könnte Osterode hinsichtlich UMTS ganz außen vor geblieben sein. Wir wollen
diese einmalige Chance nutzen, den Standort Osterode weiter zu stärken, und unsere Entscheidung ist daher
unzweideutig und klar. Wir werden der Verpachtung auch städtischer Flächen zustimmen, sollten sie benötigt
werden. Ich will, dass Osterode eine moderne Kommunikations-Infrastruktur bekommt, erwarte aber auch, dass die
Einhaltung der Grenz- und Vorsorgewerte ggf. durch Kontrollen auch tatsächlich sichergestellt
wird.
Chancen von UMTS für Industriestandort Osterode
Bisher wurden öffentlich nahezu
ausschließlich die Risiken diskutiert, lassen Sie mich zum Schluss etwas über die gewaltigen Chancen sagen.
UMTS bietet eine bis zu 200fach schnellere Datenübertragung gegenüber dem GSM-Standard
UMTS wird
nicht nur für Mobilfunk verwendet, sondern in unterschiedlichsten Geräten - vom PKW übers Handy bis zum
Laptop. Ermöglicht werden Unterhaltungs- und Informationsangebote mit Bildübertragung, Bereitstellung von
mobilen Zugängen zum Intranet der einzelnen Unternehmen, schneller Mobilzugang zum Internet, hohe
Sprachqualität usw.. Die UMTS-Technik wird positive Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Osterode
haben. Bei vielfach gesättigten Märkten breiten sich neue Produkte fast explosionsartig aus: Wie lange
dauerte es, bis 50% der Einwohner Telefon hatten, wie lange dauerte es, bis 50 % der Einwohner Internet
hatten. Wir könnten bei Verzicht auf UMTS in Osterode sehr schnell uralt aussehen.
Seit den
zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es künstliche elektromagnetische Wellen. Unsere
Gesellschaft nimmt z. B. beim Automobil 7000 Tote jährlich in Kauf - die Alternative wäre, das
Automobil abzuschaffen. Von derartigen Gefährdungen ist bei elektromagnetischen Wellen nicht einmal
ansatzweise die Rede, und was wäre denn die Alternative, was würde denn passieren, wenn man künstliche
elektromagnetische Wellen wieder abschaffen würde, mit denen wir vielfach leben, und zu denen 20 Watt
UMTS - Sender ja nur unmerklich beitragen werden? Dann würde unsere moderne Informations- und
Kommunikationsgesellschaft vollständig zusammenbrechen: Allein die Auswirkungen im Gesundheitswesen
wären absolut katastrophal, angefangen vom funkgeleiteten Rettungsdienst, bis hin zur Intensivpflege in den
Krankenhäusern. Heute kommen auch Ärzte kaum noch ohne Handy aus. Wie viele Leben durch
elektromagnetische Wellen gerettet wurden, brauche ich hier niemandem zu erklären, das hat maßgeblich zu
einem deutlichen Anstieg der Lebenserwartung seitdem beigetragen. Bei derartigen Chancen müssen
Gefährdungen eindeutig bewiesen sein; und derartige wissenschaftlich haltbaren Beweise kann zumindest ich nicht erkennen.
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