FWG Osterode am Harz Politik für Stadt und Landkreis - Daten, Fakten, Konzepte. |
Mit Datum vom 22. Januar 2013 sucht die Stadt einen Geschäftsführer, der "über ein Studium der Betriebswirtschaft oder eine vergleichbare Ausbildung" verbunden mit "einer mehrjährigen praktischen kaufmännischen Erfahrung in einem größeren Betrieb" verfügt. Erwartet wird eine "konstruktive und ergebnisorientierte Zusammenarbeit mit der Gesellschafterversammlung sowie der Stadt Osterode". Besonderer Wert wird bei "ca. 70 Mitarbeiter/innen" auf "Fachkenntnisse im Personalwesen insbesondere in den Bereichen Mitarbeitergespräche, Teamentwicklung sowie Kommunikation" sowie auf "Kenntnisse hinsichtlich Moderationsverfahren" gelegt. Ich gehe davon aus, dass genau in diesen Bereichen Defizite des bisherigen Geschäftsführers bestanden, sonst hätte man diesen ja weitermachen lassen können.
Der Bürgermeister teilte bei der Ankündigung dieser Ausschreibung mit, der bisherige Geschäftsführer habe "Unglaubliches geleistet". Dem kann ich mich nur anschließen, dies betrifft insbesondere das Erlebnisbad Aloha.
Ob man dem Geschäftsführer zu der Bilanz seiner Tätigkeit gratulieren kann oder ob man ihm totale Unfähigkeit attestieren muss, lässt sich nur aus einem Vergleich dieser Bilanz mit den ihm von Verwaltungsleitung und Rat gesetzten Zielen und Zielvereinbarungen beurteilen. Diese gibt es nicht und gab es auch niemals. Die einzig erkennbare Aufgabe, die dem Geschäftsführer gestellt wurde, war es, die Erträge aus der Beteiligung der Wirtschaftsbetriebe am Energieversorger Harzenergie von im Mittel 5 Mio. Euro jährlich (55,2 Mio. Euro seit 2001; 6,4 Mio. Euro 2011) steuersparend irgendwie auszugeben und einen sogenannten Leuchtturm zu errichten. Lediglich die FWG-Fraktion definierte 1999 in einem vom Rat einmütig abgelehnten Antrag das (betriebswirtschaftliche) Ziel, die Besucher zumindest für die laufenden Kosten aufkommen zu lassen (dieses Ziel war 2000 noch in Schlagdistanz). Gemessen an diesem Ziel fällt die Bilanz des Geschäftsführer allerdings verheerend aus.
Wer seinen Mitarbeitern keine Ziele vorgibt, dokumentiert eigenes Führungsversagen. Möglicherweise hat man dies ja nun erkannt. Denn wenn man vom Geschäftsführer laut Ausschreibungstext eine "ergebnisorientierte" Zusammenarbeit mit der Gesellschafterversammlung erwartet, müsste man ihm ja eigentlich mitteilen, welches Ergebnis man denn für wünschenswert hält. (Die Gesellschafterversammlung besteht aus dem Hauptverwaltungsbeamten, der Beschlüsse des Rates umzusetzen hat).
Im Wesentlichen erklärt sich der Anstieg bei den laufenden Kosten im Aloha durch zwei Positionen: Die Kosten für den Gasbezug stiegen um 64 Prozent auf 445 000 Euro. Zur Begründung heißt es, dass der Dezember 2010 erst im Januar 2011 abgerechnet wurde, ferner seien die Gaspreise gestiegen (die Kosten pro kWh stiegen um 23 Prozent). Durch einen "defekten Gaszähler" sei außerdem die Gasmenge zu hoch ausgewiesen worden (bereinigt um die im Januar berechnete Gasmenge für den Dezember des Vorjahres ist die Gasmenge immerhin um 10 Prozent gestiegen: Hätte die defekte Gasuhr nicht durch eine zeitnahe Ermittlung des Gasverbrauchs im Aloha auffallen müssen?). Die zweite wesentliche Position besteht aus einem Anstieg der Reparatur- und Wartungskosten um 172 000 Euro bzw. 84 Prozent. Dabei geht es um die "Renovierung" der Saunagastronomie (ist die nicht erst wenige Jahre in Betrieb?), ferner um die Sanierung des Flachdaches bei der Schwimmbad-Gastronomie ("Aloha-Inn"), der Duschen und der Lüftungsanlage Duschen/Umkleiden.
Immerhin wurden 2011 zwei zentrale Forderungen der FWG, die ich noch als Ratsherr zum Haushalt 2011 formulierte, im Wesentlichen erfüllt: Keinen Euro mehr in den weiteren Ausbau des Aloha, Überführung des nicht für die Erhaltung der Einrichtungen der Wirtschaftsbetriebe (Aloha, Stadthalle) benötigten Geldes aus der Gewinnausschüttung der Harzenergie in den notleidenden städtischen Haushalt.
Im Übrigen führt der bisherige Geschäftsführer seine Funktion als Kämmerer der Stadt weiter aus. Auch hier hat er Unglaubliches geleistet, wie ich finde.
Aloha (incl. BHKW) | 2011/T€ | 2010/T€ |
Umsatzerlöse | 738 | 788 |
Sonstige betriebliche Erträge incl. BHKW | 93 | 125 |
Material, bezogene Leistungen, | ||
sonstige betr. Aufwendungen, Steuern | 1 603 | 1 191 |
Personalaufwand | 1 333 | 1 328 |
Kapitalkosten | 807 | 805 |
- Abschreibungen | 605 | 593 |
- Zinsen | 202 | 212 |
Defizit | ||
- ohne Kapitalkosten | 2 104 | 1 606 |
- incl. Kapitalkosten | 2 912 | 2 410 |
Kostendeckungsgrad(Umsatzerlöse/Kosten) | 2011/% | 2010/% |
- ohne Kapitalkosten | 28.3 | 36.3 |
- incl . Kapitalkosten | 22.2 | 27.5 |
Zuschuss pro Besucher | 2011/€ | 2010/€ |
- ohne Kapitalkosten | 9.94 | 7.23 |
- incl. Kapitalkosten | 13.76 | 10.86 |
Besucher (incl. Sauna) | 211 653 | 221 989 |
Stadthalle (incl. BHKW) | 2011/T€ | 2010/T€ |
Umsatzerlöse | 196 | 161 |
Sonstige betriebliche Erträge (incl. BHKW) | 39 | 51 |
Material, bezogene Leistungen, | ||
sonstige betr. Aufwendungen, Steuern | 437 | 365 |
Personalaufwand | 416 | 379 |
Kapitalkosten | 282 | 279 |
- Abschreibungen | 211 | 205 |
- Zinsen | 71 | 73 |
Defizit | ||
- ohne Kapitalkosten | 619 | 532 |
- incl. Kapitalkosten | 900 | 810 |
Kostendeckungsgrad (Umsatzerlöse/Kosten) | 2011/% | 2010/% |
- ohne Kapitalkosten | 27.5 | 28.5 |
- incl . Kapitalkosten | 20.7 | 20.8 |
Der Zuschuss pro Besucher lässt sich nicht ermitteln, da die Besucherzahl bei Vermietungen (z.B. Abi-Ball) nicht ermittelt wird.
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