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WiBO

Leserbriefe und Pressemitteilungen 1995 - 1998 zum Erlebnisbad Aloha

Dr. Wolfgang Wegener am 3. 2. 1995 zur voraussichtlichen Höhe der Eintrittspreise nach Ausbau des Osteroder Hallenbades

Spendierhosen

Bei einigen kommt jeden Morgen der Hund mit der Leine im Maul, bei uns treten ab und an die Kinder mit dem Badeanzug vors Bett: Mittagsruhe beendet, Schwimmbadzeit! Für uns vier kostet das 9 Mark für zwei Stunden (Familienkarte), kein Vergleich mit den 31,50 Mark, die wir im Vitamar (Erlebnisbad in Bad Lauterberg) zahlen müssten. Jetzt bekommt Osterode auch so ein Erlebnisbad, und wir fragen uns, was denn dann wohl die Familienkarte kosten wird, ob wir überhaupt noch zu halbwegs erträglichen Preisen baden gehen können.1994 war es heiß, das Schwimmbad war voll. Einnahmen 390000 Mark, Ausgaben 720800 Mark (Schätzung vom September): Eigentlich müsste die Familienkarte 16,70 Mark kosten, (Kostendeckung). Die erste Ausbaustufe (8,2 Mio. Mark u.a. für Rutsche und Wasserfelsenquellen), der sog. Erlebnisbereich, wird 850000 Mark an zusätzlichen jährlichen Ausgaben bedeuten (Kreditkosten, Mehr-Energie usw.). Man müsste dann schon 36 Mark für die Familienkarte bezahlen, damit die Kosten gedeckt wären, außer es kommen wirklich mehr Besucher aus der Umgebung (Parkplätze, Entfernung zu Konkurrenzbädern?).

Tut die Stadt auch weiterhin was für die kleinen Leute, müssen vermutlich alle Eintrittspreise mit 2,2 malgenommen werden( für die Familienkarte also wahrscheinlich dann 19 Mark statt bisher 9 Mark). Dabei noch nicht berücksichtigt: Ein neues Außenbecken, (1,8 Mio. Mark).Gaststätte/Sauna, ein kleines Umkleidegebäude - das ist wohl noch nicht entschieden, würde aber auch nicht gerade billig(Erdfallgebiet!, Kosten sicher einige Millionen).

Man wird den Kindern die leuchtenden Augen angesichts der neuen Rutsche gönnen, aber sind dies wirklich die Zeiten, in denen man die Spendierhosen anziehen sollte? Als ich klein war, konnte man gar nicht baden, wenn der Pferdeteich zugefroren war! Würde der übrigens für Parkplätze zugeschüttet (wilde Spekulationen), könnten wir nicht mal mehr die Enten füttern. Da der Ausbau offenbar beschlossene Sache ist, bleibt zu fragen: wie mögen sich die Eintrittspreise wohl entwickeln?
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Dr. Wolfgang Wegener am 2. 11. 1995 zur Mischfinanzierung beim Osteroder Erlebnisbad

Betriebsblind

Man kann nur staunen: Überall jammern die Kommunen über katastrophale Finanznot, überall fällt der Blick auf notorische Verlustbringer wie es Erlebnisbäder in aller Regel sind, da macht die Stadt Osterode mal kurz einen zweistelligen Millionenbetrag locker und bindet uns (als den letzten Blöden?) auch noch so ein Erlebnisbad ans Bein. Wie ist das nur möglich?

Ein (der einzige?) Grund scheint zu sein, dass sich letztlich damit Steuern sparen lassen (beim Betrieb des Bades), die Überschüsse der Westharzer Kraftwerke (zu 64,3 % Eigentum der Stadt) lassen sich steuermindernd verbraten. Viele in Osterode schütteln den Kopf: Gibt es nichts dringlicheres, als in diesen Zeiten diese Luxusinvestition zu tätigen? Haben die Verantwortlichen in Stadtrat und Verwaltung aufgehört zu denken, als sie an die Steuerersparnisse gedacht haben? Starren sie betriebsblind nur auf "ihren" Geldtopf, den sie bewirtschaften und denken, sie bekämen was geschenkt, wenn die Stadt dem Land und dem Bund in deren Steuertöpfe greift?

Der Bürger jedenfalls bekommt nichts geschenkt, er muss ja alle Steuertöpfe füllen, egal, wo sie stehen. Das Erlebnisbad darf nicht mit Steuerersparnissen begründet werden, es muss in sich sinnvoll sein. Eine überzeugende Begründung haben sich die Verantwortlichen m.E. bis heute geschenkt. Ist das Erlebnisbad sinnvoll, kann man es bauen, Steuerersparnisse sind dann eine angenehme Beigabe. Ist es nicht sinnvoll, werden knappe Geldmittel verschwendet. Hauptsache Steuersparen? Wer sich wie die Stadtverwaltung bis zum Baubeginn immer noch nicht über die zukünftigen, Eintrittspreise äußern kann, dem scheinen die Folgekosten ziemlich egal zu sein, denn die Eintrittspreise sind doch eine zentrale Frage. Bei 100 Mark pro Stunde ist das Erlebnisbad leer, bei 0 Mark rappelvoll. Wer sich die Eintrittspreise nicht von Anfang an überlegt hat, wer sich nicht gefragt hat, was am Markt durchsetzbar ist und erst mal so drauflos baut, der muss sich den Vorwurf anhören, leichtfertig zu handeln.

Nächstes Jahr ist Kommunalwahl. Zeit, Danke zu sagen! SPD und CDU waren uneingeschränkt für das Erlebnisbad, die FDP hat kürzlich überzeugend Bauchschmerzen zu Protokoll gegeben, war aber (bis auf die Sauna) dafür. Die Grünen waren ebenfalls dafür, bis auf das (beheizte) Außenbecken, die FWG war gegen das Erlebnisbad.
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FWG Osterode am 24. 11. 1996 zur geplanten Preisgestaltung im Erlebnisbad Aloha

Kein Tarif ohne Familienkarte

In einer Pressemitteilung nimmt die FWG zum Verwaltungsvorschlag für die Eintrittspreise im Osteroder Erlebnisbad Stellung. Erinnert wird an eine Veröffentlichung vom Februar 1995. Dort war abgeschätzt worden, um wie viel die Eintrittspreise steigen müssten, damit das Verhältnis der Ausgaben zu den Einnahmen auch nach Abschluss der hohen Investitionen in das Erlebnisbad unverändert bliebe. "Gleichbleibende Besucherzahlen vorausgesetzt, wurde eine Erhöhung der Eintrittspreise auf mehr als das Doppelte (120% mehr) gefolgert", so die FWG.

Das entspricht in etwa dem Verwaltungsvorschlag, der sich eng an den Eintrittspreisen im Seesener Bad orientiert, im übrigen aber deutlich niedrigere Preise als in den Bädern in Bad Sachsa, Bad Lauterberg und Bad Harzburg vorsieht. Die Kehrseite sei, dass auch das Defizit deutlich anstiege (von derzeit knapp 400 000 Mark jährlich auf vermutlich über 850 000 Mark), sollte es nicht gelingen, die Besucherzahlen dauerhaft zu steigern. Die FWG hofft, dass dieses "Horror-Szenario" nicht eintritt. Aus Sicht der FWG käme andernfalls das Schwimmbad in Gefahr bzw. wäre ein Anstieg der WKO Preise (Gas, Strom, Wasser) zu befürchten.

"Wir haben uns gegen das Erlebnisbad nicht durchsetzen können", so die FWG, nun hoffe man auf "Volles Haus" In der Anfangsphase erwarte man einen Besucheransturm. Entscheidend sei, möglichst viele Besucher mit einem von Anbeginn optimalen Tarif langfristig an das Bad zu binden. In dem vorgeschlagenen Tarif erkenne man eine überproportionale Höherbelastung von Kindern und Familien mit Kindern, insbesondere durch die ersatzlose Streichung der Familienkarte (bisher 9 Mark für zwei Stunden Hallenbad).

Ein Vergleich der alten Preise für zwei Stunden Hallenbad mit den vorgeschlagenen Preisen für zweieinhalb Stunden Hallenbad incl. Erlebnisbad mache dies deutlich. So soll ein Kind 4 Mark statt bisher 1,5 Mark zahlen (167% mehr), eine Familie mit zwei Kindern 22 Mark statt bisher 9 Mark (144% mehr), ein Erwachsener 7 Mark statt bisher 3,5 Mark (100% mehr). "Ein Unding", so die FWG. Einem Tarif ohne Familienkarte werde man nicht zustimmen. Positiv bewerte man dagegen den Vorschlag, Kindern unter 6 Jahren freien Eintritt zu gewähren.

Die FWG regt rabattierte Tarife für benutzerärmere Zeiten an und erinnert an ihren Vorschlag getrennter Eintrittspreise für die verschiedenen Angebote, z.B. für Freibad- und Erlebnisbereich.
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FWG Osterode am 22. 9. 1997 zum Defizit im Erlebnisbad Aloha

1,6 Millionen Mark Defizit jährlich?

Die FWG weist darauf hin, dass das im Nachtragshaushalt der Stadt Osterode veranschlagte Defizit des Erlebnisbades "Aloha" von 640 000 Mark nur die laufenden betrieblichen Einnahmen und Ausgaben, nicht aber die Kreditkosten bzw. die kalkulatorischen Kosten wie z.B. Abschreibungen umfasse. Man habe das Schwimmbad ja nicht geschenkt bekommen. Da die Verwaltung im Finanzausschuss diese Kosten nicht beziffern konnte, sei man auf Schätzungen angewiesen.

Bei einer angenommenen Investitionssumme von 12 Millionen Mark koste etwa ein Annuitätendarlehen zu Markkonditionen (6% Zins, 2% Tilgung) 960 000 Mark jährlich. Nehme man dagegen die kalkulatorischen Kosten als Maßstab, so sei deren Beitrag zum Defizit 780 000 Mark jährlich, wenn man von 50 Jahren Abschreibung und 4,5% Zinssatz ausgehe. Das tatsächliche Defizit des Schwimmbades liege somit irgendwo zwischen 1,4 und 1,6 Millionen Mark. "Damit sind trotz erfreulich hoher Zahl von Besuchern unsere schlimmsten Befürchtungen (s. HK vom 26. 11. 1996) weit übertroffen worden, so die FWG.

Die nun notwendigen, möglicherweise unpopulären Maßnahmen seien naheliegend. "Diese Vorschläge erwarten wir aber von denjenigen, die bei einem Defizit von damals 400 000 jährlich das Hallenbad in Gefahr sahen und deswegen trotz unserer Vorbehalte diese Attraktivierung des Hallenbades durchgesetzt haben", so ein Sprecher der FWG.
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Gerhard Bockenkamp am 8. 6. 1998 zu weiteren Ausbauplanungen und Eintrittspreisen im Osteroder Erlebnisbad Aloha

Billiger Jakob

Piep, Piep, Piep: der Landkreis hat euch lieb! So der Oberkreisdirektor anlässlich der Walkenrieder Kreuzgangkonzerte.Ob auch die Bürger den Landkreis lieb haben? Das scheint mir fraglich zu sein, zumal die Kreuzgangkonzerte ja offensichtlich nur mit Spenden und Eintrittsgeldern finanziert werden, so lieb ist der Landkreis denn doch nicht.

Wirklich zu piepen scheint es dagegen bei der Stadt Osterode. Bei den Eintrittspreisen für das Erlebnisbad ALOHA sind wir der billigste Jakob weit und breit, fast eine viertel Million Besucher pro Jahr, mehr als doppelt so viele, wie früher im Hallenbad, ein echter Besucheransturm. Da strahlt der Stadtdirektor und unsere Stadtväter im Stadtrat freuen sich alle mit.

Was liegt angesichts dieser Menschenmassen näher, als erneut die Attraktivität des Spaß-Bades zu steigern? Investiert in das Bad wird auch weiterhin, so der Harzkurier, der Rat stimmte einer Darlehensaufnahme bis zu 5,8 Millionen DM für die Wirtschaftsbetriebe zu. Wurde für das Erlebnisbad nicht mal ein Defizit von 1,6 Millionen Mark pro Jahr vorgerechnet? Das wären also 6 DM Zuschuss pro Besucher. Mich erinnern diese Leute an einen Eismann, der auf dem Kornmarkt.Eis verschenkt. Die Sonne scheint, viele Kinder und Erwachsene kommen gelaufen, alle freuen sich. Da strahlt der Eismann; ALOHA! Erst als er Nachschub holen will, stellt er überrascht fest, dass er Pleite ist: Er hat ja gar keine Einnahmen gemacht! Damit wäre die Show dann zu Ende, während die bei der Stadt Osterode natürlich weiter geht. Man kann ja auf einen strengen Winter hoffen und wenn der nicht kommt, kann man ja immer noch die Gaspreise erhöhen

Piep, Piep, Piep; die Stadt Osterode hat euch alle lieb! Müssen sich unsere Stadtväter nun vor der nächsten Wahl fürchten? Ach was! Guildo und die DVU in Sachsen Anhalt haben doch bewiesen, dass man in diesem Land alles verkaufen kann, wenn man nur genug Werbung macht bzw. die Medien auf seiner Seite hat.
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