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WiBO

Geschäftsbericht 2009 der Wirtschaftsbetriebe Osterode

Dr. Wolfgang Wegener (FWG) im Stadtrat (Redemanuskript)

Bilanz des Bürgermeisters

Anrede,

der Geschäftsbericht 2009 ist die letzte Übersicht über die Wirtschaftsbetriebe Osterode vor der Kommunalwahl 2011. Da der Bürgermeister im Juni 2004 sein Amt antrat, ist es Zeit, Bilanz der Jahre 2004 bis 2009 zu ziehen.

In diesen sechs Jahren sind den Wirtschaftsbetrieben 30,4 Mio. Euro aus den Erträgen der Harzenergie zugeflossen, wovon 2008 1,6 Mio. Euro und 2009 1,1 Mio. Euro gemäß der heutigen Beschlussvorlage an die Stadt weitergeleitet werden. Der Rest von 27.7 Mio. Euro verblieb in den Wirtschaftsbetrieben (WiBO) und diente im Wesentlichen der Unterhaltung des Osteroder Erlebnisbades Aloha und der Stadthalle. Die Summe der Defizite in den städtischen Haushalten dieser Jahre betrug 15,0 Mio. Euro. Ohne Aloha und Stadthalle hätte der städtische Haushalt unter Berücksichtigung eines Steueranteils von knapp 16 Prozent auf Ausschüttungen in der Summe einen Überschuss von 8,3 Mio. Euro aufgewiesen.

Allerdings ist dies eine theoretische Überlegung, da die Stadt als Mittelzentrum ein Schwimmbad und eine Stadthalle als kulturellem Treffpunkt braucht. Im Zeitraum 2004 bis 2009 wurde die Attraktivität der Stadthalle und des Aloha deutlich gesteigert.

Investitionen in die Stadthalle

So wurde im November 2009 nach Abschluss knapp zweijähriger Umbauarbeiten der Öffentlichkeit eine Stadthalle auf modernsten Stand vorgestellt. Die Stadthalle wurde zum Kurpark hin geöffnet und verfügt nun u. a. über einen neuen Eingangsbereich und ein neues Restaurant; Klimatechnik und Stuhllager wurde modernisiert. Bei Kosten von 2,5 Mio. Euro verfügt Osterode nun über eine Stadthalle, um die uns andere Mittelzentren nur beneiden können. Die FWG beurteilt diese Investitionen als notwendig und angemessen, und hat diese Investition daher mitgetragen, zumal das Kulturangebot auch gut angenommen wird.

Investitionen in das Erlebnisbad Aloha

Beim Aloha bestand eine der ersten Amtshandlungen des Bürgermeisters darin, die Planungen zum Ausbau der Sauna erheblich auszuweiten, verbaut wurden schließlich bis zur Einweihung im Februar 2006 1,5 Mio. Euro. Weitere Investitionen betreffen die Erweiterung des Saunagartens für 210 000 Euro sowie den neuen Wellnessbereich mit Alphasphereliegen für 620 000 Euro, insgesamt also 2,7 Mio. Euro.

Die Überlegung, ob dieser Ausbau des Aloha angesichts der miserablen Situation im städtischen Haushalt tatsächlich notwendig war, ist meines Erachtens keineswegs theoretischer Natur. Die FWG hat als einzige politische Kraft im Rat diese Ausbauten als nicht notwendig und als nicht angemessen beurteilt. Ich habe mich dabei auch von der Überlegung leiten lassen, dass dieser Ausbau erhebliche Folgekosten nach sich ziehen musste. Ich werde zur Entwicklung der laufenden Kosten im Zeitraum 2004 bis 2009 ausschließlich über das Aloha sprechen. Die laufenden Kosten der Stadthalle erhöhten sich vom Referenzjahr 2003 bis 2009 um lediglich 13 000 Euro. Auch wenn hier die weitere Entwicklung sicherlich abzuwarten bleibt: Beim Aloha sah dies völlig anders aus.

Die laufenden Kosten des Erlebnisbades Aloha

So haben sich in diesem Zeitraum allein die Personalkosten fast verdoppelt, ein Anstieg um 71 Prozent auf 1,1 Mio. Euro. Die Aufwendungen für Material, bezogene Leistungen und die sonstigen betriebliche Aufwendungen steigerten sich um 73 Prozent auf 1,3 Mio. Euro. Die Erhöhung der Eintrittspreise im Jahr 2006 mit im Wesentlichen 20 Cent pro Besucher, die rechnerisch zu Mehreinnahmen von etwa 50 000 Euro pro Jahr führten, konnten diese Mehrkosten von 1,1 Mio. Euro nicht einmal ansatzweise auffangen, und zwar auch deswegen, weil die Besucherzahlen sich trotz dieser massiven Attraktivitätssteigerungen und trotz eines weitgehenden Verzichtes auf eine Anhebung der Eintrittspreise kaum veränderten. So gab es 2009 mit 223 000 Besuchern sogar 911 weniger Besucher als im Referenzjahr 2003.

Defizit und Besucherzahlen im Osteroder Erlebnisbad Aloha

Besucherzahlen und Zuschussbedarf (ohne Berücksichtigung der Kapitalkosten) des Osteroder Erlebnisbades Aloha

Der Rekord bei den Besucherzahlen wurde 2006 mit 233 000 Besuchern verzeichnet. Seit 1998, dem Jahr des ersten Wirtschaftsberichtes in der jetzigen Form, lagen die Besucherzahlen immer über 200 000 pro Jahr, nur im Jahr 1999 lagen sie geringfügig darunter (Anmerkung: Aus der Steigung der Regressionsgeraden ergibt sich ein Zuwachs von 955 Besuchern (0,4 Prozent) pro Jahr).

Könnte es sein, dass eine im Wesentlichen gleichbleibende Zahl von Nutzern ein Schwimmbad in der Stadt will, größerer Luxus aber keine höheren Besucherzahlen nach sich zieht, selbst wenn er praktisch umsonst daher kommt? Vor diesem Hintergrund sehe ich einen weiteren Ausbau des Aloha außerordentlich kritisch.

Das Geschäftsjahr 2009

Zum Schluß noch die aktuellen Zahlen aus dem Bericht 2009. Das Defizit im Aloha ohne Berücksichtigung der Kapitalkosten betrug 1,6 Mio. Euro (Kostendeckungsgrad: 33,4 Prozent). Unter Berücksichtigung der Kapitalkosten lag das Defizit bei 2,4 Mio. Euro (Kostendeckungsgrad: 25,1 Prozent). Dieses Rekorddefizit eines einzigen Jahres entspricht den Kosten für den Umbau der Stadthalle. Das Augenmerk muss auf eine Verbesserung der Erlössituation gerichtet werden. Der städtische Haushalt braucht das Geld.

Harzenergie

Dabei lasse ich mich auch von der Überlegung leiten, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Energieversorgers Harzenergie auf keinen Fall durch zu hohe Gewinnentnahmen gefährdet werden darf.

Ohne die Einnahmen von Harzenergie (2009 waren dies 5,1 Mio. Euro) würden die Defizite der Stadthalle, vor allem aber des Alohas durch den städtischen Haushalt finanziert werden müssen; dann gingen in Osterode tatsächlich die Lichter aus. Der Wettbewerb auf dem Gasmarkt ist mittlerweile angesprungen, und Harzenergie scheint mir da ganz gut aufgestellt zu sein. Betrachtet man die verschieden Angebote, und lässt man Vorauszahlungen und am Ende der Laufzeit zu zahlende Boni als für den Kunden nicht ganz ungefährlich mal beiseite, so befindet sich Harzenergie derzeit auf den vorderen Plätze der Verbraucherportale. Sollte sich dies ändern, dann braucht Harzenergie Spielräume, die auch den Gewinn mindern könnten. Harzenergie ist wichtiger für unsere Region als irgendwelche Alphasphere-Liegen und darf nicht gefährdet werden.

Geschäftsbericht 2009 der Wirtschaftsbetriebe Osterode in Zahlen

Aloha (incl. BHKW)2009/T€ 2008/T€
Umsatzerlöse744 729
Sonstige betriebliche Erträge incl. BHKW72 67
Material, bezogene Leistungen,
sonstige betr. Aufwendungen, Steuern1 299 989
Personalaufwand1 1481 008
Kapitalkosten810722
- Abschreibungen 570449
- Zinsen 240273
Defizit
- ohne Kapitalkosten1 6311 201
- incl. Kapitalkosten2 4411 923
Kostendeckungsgrad(Umsatzerlöse/Kosten)2009/% 2008/%
- ohne Kapitalkosten33.439.9
- incl . Kapitalkosten25.129.2
Zuschuss pro Besucher2009/€2008/€
- ohne Kapitalkosten7.315.51
- incl. Kapitalkosten10.948.83
Besucher (incl. Sauna)223 025217 874

Stadthalle (incl. BHKW)2009/T€2008/T€
Umsatzerlöse156151
Sonstige betriebliche Erträge (incl. BHKW)9 21
Material, bezogene Leistungen,
sonstige betr. Aufwendungen, Steuern399325
Personalaufwand341331
Kapitalkosten301227
- Abschreibungen 212141
- Zinsen89 86
Defizit
- ohne Kapitalkosten 575484
- incl. Kapitalkosten875711
Kostendeckungsgrad (Umsatzerlöse/Kosten)2009/%2008/%
- ohne Kapitalkosten22.426.2
- incl . Kapitalkosten15.919.5

Der Zuschuss pro Besucher lässt sich nicht ermitteln, da die Besucherzahl bei Vermietungen (z.B. Abi-Ball) nicht ermittelt wird.

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