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Vorsichtshalber habe ich meine Original-Packung Fax-Papier (leer) schon in der Hand. Der Verkäufer bei Kaufland wirft einen Blick auf meine kleine Packung, dann einen Blick auf mich, dann greift er zum Handy. Tüü, tüü, tiii: "Ich muß erst noch einen Anruf erledigen." Während ich warte, fällt mir eine Geschichte ein, die ich neulich gehört habe. Eine Frau habe bei der Post AG am Kornmarkt lange auf Bedienung gewartet. Schließlich wurde sie von einem Angestellten angesprochen: "Sehen Sie nicht die Lampe an ihrem Schalter? Die ist doch aus!"" Wartezeit zu Ende, ich werde bedient. "So, so, Sie wollen also eine 15 Meter Rolle. Wir haben nur 30 Meter Rollen, die sind aber wohl zu dick für Ihr Fax-Gerät. Ich gebe Ihnen mal eine Nummer, da können sie bestellen." Besorgt frage ich mich, ob es sich überhaupt noch lohnt, für mein Fax-Gerät (2 Jahre alt) das passende Papier herzustellen? Falls nein, wäre mein Gerät Abfall!
Der Verkäufer drückt mir ein Zettelchen mit einer 0800-er "Free-Call" (freier Ruf?) "Service-Nummer" (was Unanständiges?) der "DTAG" (Deutsche Telekom AG?) in die Hand. Dort ist immer besetzt. Kein Wunder, wenn wir jetzt alle einzeln beim Hersteller bestellen müssen. Während ich wähle und wähle, frage ich mich, ob man wohl auch von der Packung Milch bald nur noch ein Bild gezeigt bekommt: "Können wir aber besorgen, besser, Sie bestellen selbst, hier ist die Service - Nummer" Dann hätten wir endlich die Rund um die Uhr Vor Ort Total Dienstleistungs-Gesellschaft! Endlich erreiche ich jemand bei der DTAG. "Was haben Sie denn für ein Fax-Gerät? Typennummer?" Steht hinten links, oder rechts, auf jeden Fall aber irgendwo. Egal, mein Gerät läßt sich eh nicht umdrehen, das Kabel ist zu kurz. Ich habe ja noch meine Verpackung, da stehen 5 Nummern drauf. Ich beginne vorzulesen. Falsch, falsch, alles falsch. Da, die LOG-Nummer (??), die ist es "Schicken wir Ihnen zu" (9 Mark Porto, 9 Mark fürs Fax-Papier). Dieser ganze technische Kram ist mir zu kompliziert. Ich bin ein Mensch, der viel Beratung und Zuwendung braucht. Davon allerdings gibt es - billig, billig !- immer weniger.
Es lohnt sich nicht, es lohnt sich nicht. Es lohnt sich nicht, in Osterode ein ausreichendes Sortiment vorzuhalten. Es lohnt sich nicht, in Osterode die Geschäfte einheitlich über Mittag zu öffnen. Es lohnt sich nicht, einen Langzeitarbeitslosen über 50 einzustellen, der geht doch sowieso bald in die Rente ab 60. Es lohnt sich nicht, für einen Grundschullehrer, der nur für zwei Wochen krankgeschrieben ist, eine Feuerwehrkraft als Ersatz zu holen.
Wer ernsthaft meint, es lohne sich nicht mehr, der kann ja den Föhn in die Badewanne werfen oder sich erschießen, falls zufällig eine Waffe zur Hand ist. Die überlebenden Ladeninhaber, Betriebsbesitzer und sonstigen Verantwortlichen, die etwas ändern könnten, möchte ich aber einmal fragen, was eigentlich deren Ziel ist: Wollen die später mal in dem Gefühl von uns gehen, in diesem Leben einen sinnvollen Beitrag zu einer lebenswerten Gesellschaft geleistet zu haben oder wollen sie lediglich der Reichste auf dem Friedhof sein?
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